Wilferdinger Geschichte

Waschweiberbrunnen in Wilferdingen
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Waschweiberbrunnen in Wilferdingen

Die früher selbständige Gemeinde Wilferdingen hat sich am 1. Januar 1973 mit der bis dahin ebenfalls selbständigen Gemeinde Singen zur neuen Gemeinde Remchingen zusammengeschlossen. Der neue Ortsname wurden von dem bis ins späte 18. Jahrhundert zwischen Wilferdingen und Singen gelegenen Dorf und Adelssitz Remchingen übernommen. Am 1. Januar 1975 wurde auch die Gemeinde Nöttingen mit dem Ortsteil Darmsbach eingegliedert.

Namensherkunft 

Der Name Wilferdingen bedeutet "Bei den Angehörigen des Wulfrich". Die erste bekannte Schreibweise, die aus Urkunden des Klosters Lorsch zu sehen ist, lautet "Wulvirincha“ und geht auf das Jahr 893 zurück. Später erscheint der Name zumeist im Zusammenhang mit Remchingen in oft abgewandelter Schreibweise. In den Kirchenbüchern steht um das Jahr 1700 der Name Wilfertingen.

Verwaltungstechnische Zugehörigkeit

Politisch und verwaltungstechnisch war Wilferdingen im Laufe der Geschichte manchen Veränderungen unterworfen. Früher zum Kloster Frauenalb gehörend, später ebersteinisches Lehen unter der Verwaltung des in Remchingen ansässigen Adelsgeschlechtes kam Wilferdingen 1454 zur Markgrafschaft Baden und wurde durch das Amt Stein verwaltet. 1806 wurde das Dorf dem Oberamt und später dem Amtsbezirk Durlach im Großherzogtum Baden zugeordnet. Bei der Aufhebung des Amtes Durlach kam es 1921 zusammen mit den Gemeinden Königsbach und Singen zum Landkreis Pforzheim. Seit dem 1. Januar 1973 gehört die Gesamtgemeinde Remchingen zu dem aus dem früheren Landkreis Pforzheim und Teilen der Landkreise Calw, Vaihingen und Leonberg gebildeten Enzkreis.

Die Herren von Remchingen waren ein angesehenes Adelsgeschlecht. Es starb gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus. Als erster Ritter von Remchingen wurde um 1160 Cunrado de Remchingen genannt. Er spielt in der Sage als grausamer "Junker Martin" eine Rolle. Heute erinnert nur noch der "Schloßbuckel" im Gelände des Freibads zwischen Pfinz und Buchwald an den alten Herrschafts- und Adelssitz. 

Von Kriegen und Kämpfen

Über Jahrhunderte hinterließen Kriege und Kampfhandlungen ihre blutigen Spuren in Ort. So zuletzt der Zweite Weltkrieg, dem wie dem Ersten Weltkrieg 1914/18 viele Söhne der Gemeinde an der Front zum Opfer fielen. Aber auch in der Heimat mussten zahlreiche Männer, Frauen und Kinder bei Luftangriffen und beim Einmarsch der Besatzungstruppen ihr Leben lassen. Bekannt ist, dass in den Jahren 1690-1693 während der Franzosenkriege (Pfälzischer Erbfolgekrieg) Schloss und Dorf Remchingen nahezu vollständig zerstört und auch Wilferdingen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Die Geschichte der Alten Kirche

Alte Kirche Wilferdingen; (c) Gemeinde Remchingen; Felix Buderer

Beim Bau der Eisenbahn stieß man beim heutigen Bahnhof auf die Grundmauern der alten Remchinger Kirche. Auch der Friedhof lag an dieser Stelle, wie dort gefundene Gebeine bestätigten. Die in den Jahren 1784-86 zum Teil aus Abbruchmaterial des alten Remchinger Gotteshauses erbaute Kirche im Oberdorf, dem ältesten Wilferdinger Ortsteil, wurde bis zum Jahre 1975 von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt. Das Gotteshaus war längst zu klein geworden. Im Frühjahr 1975 wurde daher eine neu erbaute Kirche im Wohngebiet "Grund-Rück" geweiht. Der bereits fertiggestellte Rohbau war am 19. November 1973 einem Brand zum Opfer gefallen und musste teilweise wieder abgetragen werden.

Die Alte Kirche war dem Verfall ausgesetzt und ein Abriss war geplant. Einige Bürger setzten sich jedoch finanziell und tatkräftig für den Erhalt des Baus ein. Der "Förder- und Trägerverein Alte Kirche Wilferdingen" wurde gegründet. Dieser kaufte die Kirche 1984 und setzte sie instand. Bis heute wird sie von Vereinen und für Veranstaltungen genutzt. 

Von der Landwirtschaft zum Industriestandort

Die verkehrsgünstige Lage hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr vorteilhaft auf die Entwicklung der Gemeinde ausgewirkt. Einst rein landwirtschaftlich orientiert ist der Ortsteil Wilferdingen – wie die übrigen Remchinger Ortsteile - zu einer modernen Wohnsiedlung geworden, die neben einer beachtlichen Zahl von Handwerksbetrieben auch etliche bedeutende Industriebetriebe aufweist.

Edgar Kunzmann