Helenes Puppenstube
- Museen
Eine Puppenstube voller Kindheitserinnerungen
Wer kennt sie nicht: die Kiste voller Kindheitserinnerungen, in der tief im Keller oder hoch oben im Speicher Puppe Gretel oder Teddybär Anton schlummern? Wenn ihre Besitzer durch Zufall darüber stolpern oder ganz bewusst den verstaubten Deckel öffnen, nimmt eine wundersame Reise in die Vergangenheit ihren Lauf.
Bei Helene Schwarz reicht eine Kiste schon lange nicht mehr aus – schließlich hütet sie nicht nur die Puppen ihrer Mutter, Großmutter und der eigenen Kinder: Im Laufe der Zeit vertrauten ihr Freunde, Bekannte, jüngst sogar eine unbekannte Pforzheimerin ihre Kindheitsschätze an. So wurden aus einem Sofa voller Puppen bald zwei Zimmer – und mittlerweile die ganze untere Etage in ihrem von der Familie liebevoll sanierten Elternhaus an der Wilferdinger Kirchstraße. Mit "Helenes Puppenstube" erfüllt sie sich den lang gehegten Traum vom eigenen Museum. Auch wenn sie die Räume, die sie mit ihrem Mann Gerhard und Tochter Britta mit Herzblut dekorierten hat, aus Bescheidenheit lieber "Puppenstube" anstatt "Museum" nennt: Die kulturelle Einrichtung nimmt die Besucher auf eine Zeitreise zurück bis in die 1890er-Jahre, als das deutsche Unternehmen "Schildkröt" die Produktion begann.
Hunderte Puppen und andere Schmuckstücke
"Damals waren die Puppen oder zumindest ihr Kopf noch aus zerbrechlichem Porzellan, später aus Zelluloid, das wegen der leichten Brennbarkeit wiederum durch andere Kunststoffe ersetzt wurde", erklärt Schwarz, während sie die ältesten Exponate auf ein weiches Kissen bettet. "Das war für damalige Verhältnisse ein Luxusgut. Und trotzdem saßen die Puppen nicht einfach auf dem Schrank, sondern waren fest in Kinderhänden, die umso sorgsamer aufgepasst haben." Manchen scheint das neue Zuhause noch nicht so geheuer, obwohl sie mit Salzteigbrezeln und liebevoll genähter Kleidung alles haben, was sie brauchen. Sie blicken mit teils ernster Miene drein, während andere in fröhlicher Erwartung auf die ersten Besucher verschmitzt lächeln: "Jede von ihnen hat einen besonderen Charakter und schaut anders. Früher kam das noch mehr zur Geltung."
Von der großen Schwarzwaldpuppe mit Bollenhut über die neugierigen Entdecker, die sich in der Küche bis ins Waschbacken recken oder selbst im "Abort" im Waschzuber ihre Scherze treiben bis zum Setzkasten fehlt es an kaum einer Epoche. Auf manchen Hälsen sind neben der Markenprägung noch die Bleistift-Striche zu erkennen, mit denen die Kinder im Krieg ihre Puppe abgestottert hatten, manche sind aus Strümpfen gestopft. Genau gezählt hat Helene Schwarz die mehreren hundert Exponate noch nicht – doch zu jeder einzelnen fein säuberlich beschrifteten Puppe kennt sie die Geschichte – in vielen Fällen sogar die ihrer Besitzer. Schließlich ist sie keine Unbekannte im Ort, wo schon ihr Urgroßvater einen Schuh- und Haushaltswaren-Laden in den heutigen Ausstellungsräumen betrieb, den sie selbst mit allerlei auf dem Dorf Nützlichem von der Mausefalle bis zum Kettenglied bis 2012 weiterführte. Neben dem Kirchenchor verleiht Schwarz mit Monika Foemer den Wilferdinger Waschweibern ihre Stimme und engagiert sich im Heimatverein und Römermuseum, mit dem sie zukünftig kooperieren will.
Eine alte Schulbank und zahlreiche Haushaltsutensilien zeugen davon, dass ihre Sammelleidenschaft noch viel weiter reicht: "Ein Sammler sammelt immer. Schon meine Mutter hat nie etwas weggeworfen, irgendwann hat mich selbst das Fieber gepackt. Manche kommen, bringen mir ihre Erinnerungen und sagen: Pass gut drauf auf!", erzählt Schwarz.
Römermuseum und Telefonmuseum ergänzen Angebot
Die Puppenstube ist das dritte Museum in Remchingen: Weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt ist das 2008 gegründete Römermuseum am Niemandsberg, das sich unter Leitung von Jeff Klotz zu einem Kulturzentrum in der Region entwickelt hat. Neben römischen Ausgrabungen und wechselnden Sonderausstellungen lädt das Café regelmäßig zu Veranstaltungen ein. Im alten Bahnhofsstellwerk zeigt seit 1998 das Telefonmuseum von Michael Hildwein die eindrucksvolle Geschichte der Fernmeldetechnik von 1900 bis ins 21. Jahrhundert. Zukünftig sind Kooperationen der drei Museen angedacht.